Die Geschichte der Fußballabteilung des KSV Reichelsheim e.V.

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 musste auch die Gemeinde Reichelsheim einer Vielzahl von Neubürgern (Ausgebombte, Heimatvertriebene und Familien, die nicht mehr in ihre Heimat zurück konnten) Wohnraum und Lebensgrundlage geben. Es ist schon als glücklicher Umstand zu werten, dass sich eine Gruppe junger Sportler fand, die das Fußballspielen als aktive Sportart bevorzugten.

Die Freigabe des Sportbetriebes durch die damaligen Besatzungsmächte ermunterte die jungen Leute eine Sparte – Fußball – im neuen KSV Reichelsheim zu gründen.

Hierzu trafen sich im Jahre 1946 am letzten Septembersamstag 14 junge Männer, um im Gasthaus Zum Schwanen die Gründung zu vollziehen. Initiator der Zusammenkunft war Gustel Mohr, Sohn des August Mohr, auch liebevoll Fußball-Mohr genannt. Dieser August Mohr wurde auch zum 1. Spartenleiter der Fußballer im KSV Reichelsheim e.V. gewählt und war Jahrzehnte lang deren gute Seele.

Die treibenden Kräfte in der Gründungsphase 1946 waren:

Horst Berg, Emil Bernd, Bruno Bunk, Josef Bunk, Theo Feeger, Erich Kuhn, Heinrich Lukey, August Mohr sen., August Mohr jun., Willi Quick, Josef Reeb, Horst Schlesier, Emil Schulz, Horst Thamm, Josef Urban, August Vornberger, Werner Weber, Jakob Weimar.

Der Trainingsbetrieb wurde umgehend aufgenommen und vorwiegend von Gustel Mohr geleitet. Eine Beteiligung an der laufenden Punktrunde des Landkreises Erbach/Odw. war nicht möglich. Durch Vermittlung beim Kreisfußballwart konnte erreicht werden außer Konkurrenz mitspielen zu können um Spielpraxis zu bekommen. Erst im Herbst 1947 griff man in den offiziellen Spielbetrieb ein, nachdem die Reichelsheimer Fußballer der Verbandsrunde des Landkreises Bergstraße zugeteilt wurden.

Die sehr weiten Wegstrecken zu den auswärtigen Spielorten (Aschbach, Fürth, Weiher, Rimbach, Zotzenbach, Unter-Abtsteinach u.a.) Iegte man mit dem Fahrrad zurück. Später stand auch mal ein LKW (mit Holzvergaser) zur Verfügung, auf dessen Ladefläche es dann auf Reisen ging. Die Beschaffung von Sportkleidung (Trikot, Stutzen und Schuhe) war nicht ganz einfach und konnte nur mit Unterstützung vieler Freunde und Anhänger des Fußballs gelöst werden. Hierbei kam das Organisationstalent von August Mohr voll zur Geltung. Es kam nicht selten vor, dass Fußballschuhe kameradschaftlich geteilt werden mussten. Spieler mit einem rechten Schussbein erhielten den rechten und Linksfüßler den linken Schuh. Die ersten Trikots (grau) wurden 1947 von der Strickerei Philipp und Georg Born hergestellt. Das Material hierzu lieferte Jakob Weimar aus aufgezogenen Mehlsäcken.

Man spielte Fußball in einer Zeit, da es kaum etwas zu Essen gab. Es war daher für die Mannschaft von Vorteil, dass einige Spieler bei Landwirten der Umgebung beschäftigt waren und des Öfteren belegte Brote und Obst zu den Spielen mitbrachten. Zur Verbandsrunde 1947 wurde Jakob Weimar (Bäckermeister und Wirt) zum Spartenleiter der Fußballer gewählt. Ein Amt, das er mit Energie und großem Einsatz bis 1965 besorgte. Seine Gastwirtschaft “Zum Hirsch”, heute “Cafe Weimar”, war in dieser Zeit auch das Vereinslokal.

Das wachsende Interesse am Fußball in der Reichelsheimer Bevölkerung ermöglichte es bald, auch eine Jugendmannschaft aufzustellen. Horst Berg, Mitbegründer der Fußballabteilung und zur damaligen Zeit noch Jugendlicher, erinnerte sich, dass er oftmals erst ein Spiel bei den Senioren bestritt, um dann im Anschluss nochmals in der Jugendmannschaft zu spielen.

Nach wie vor hatte man noch keinen Trainer. Erst im Jahr 1948 konnte kurzfristig der Spieler Schmittmer vom SV Darmstadt 98 gewonnen werden, um den jungen Reichelsheimer Fußballern technisches und taktisches Können beizubringen. Möglich wurde dies nur, weil Herr Schmittmer mit einer 8-wöchigen Spielersperre vom Fußballverband belegt war. Die Bezahlung erfolgte in Naturalien und er hatte zusätzlich die Möglichkeit in Reichelsheim und Umgebung zu ·hamstern”. Das Jahr 1965 brachte einen Wechsel in der Leitung der Fußballabteilung. Jakob Weimar zog sich zurück und übergab sein Amt an Hans Beller. Im gleichen Jahr wurde eine AH · Mannschaft gegründet.

Im Laufe der Jahre gewann der Fußball in Reichelsheim an Beständigkeit und war aus dem Sportbetrieb des KSV nicht mehr wegzudenken. Der Ausbau der Fußballabteilung vollzog sich nun rasch. Der 1. Mannschaft wurde eine Reservemannschaft beigegeben. Auch bei den jungen Fußballern stiegen die Mitgliederzahlen schnell, so dass bald mehrere Jugendmannschaften zur Verfügung standen.

Mit Karl Müller, Lehrer an der Reichenbergschule, bekam die Fußhallabteilung 1965 auch ihren ersten Trainer. Seine hervorragende Arbeit mit den Spielern wurde in der Spielsaison 1967/68 von Erfolg gekrönt. Die 1. Mannschaft des KSV Reichelsheim konnte die Meisterschaft in der C-Klasse erringen und stieg in die B-Klasse auf. Von diesem Zeitpunkt an übernahm nun Heinz Günter Lortz die Leitung der Fußballabteilung, die er bis 1972 mit gutem Erfolg führte. Der Grundstock einer neu organisierten Jugendarbeit wurde durch Ernst Niesner gelegt und erhielt dadurch zusätzlichen Aufschwung.

Gründung einer Damenfußballmannschaft

Es ist besonders zu erwähnen, dass ein gesteigertes Interesse am Fußball, auch bei Frauen und. Mädchen, registriert wurde. Dies führte dazu, dass 1970 die auf Initiative von August Mohr erfolgte. Günter Niesner war der erste Trainer. Langjähriger “Motor” und Betreuer des Damenfußballs in Reichelsheim war Werner Meister. Unter seiner Leitung etablierten sich sowohl eine zweite Damenmannschaft als auch eine bis 2002 bestehende Mädchenmannschaft. Die anfänglichen Bedenken gegen den sportlichen Wert des Damenfußballs zerstreuten die Reichelsheimer Spielerinnen durch hervorragende Leistungen in der höchsten Hessischen Spielklasse. Die Berücksichtigung mehrerer Reichelsheimer Fußballerinnen in Hessischen Auswahlmannschaften unterstreicht die sehr gute Arbeit von Trainer und Betreuer.

Mit Architekt Philipp Dingeldein bekam die Fußballabteilung einen neuen Leiter, der dieses Amt aber leider nur kurzfristig (1972 – 1973) ausüben konnte. Um keine Lücke in der Betreuung der Fußballer entstehen zu lassen, übernahm der aktive Spieler, Werner Hartmann, übergangsweise (1973 -1974) die Leitung der Fußballabteilung.

Seine besondere Fähigkeit mit jungen Menschen zu arbeiten, gestattete es ihm, über 10 Jahre Trainer der Reichelsheimer Seniorenmannschaft zu sein. Darüber hinaus war Werner Hartmann langjährig erfolgreicher Trainer der Damenmannschaft. Nachdem man in Dr. Kordian einen neuen Leiter der Fußballabteilung gewonnen hatte, konnte davon ausgegangen werden, dass dieses Amt für längere Zeit besetzt bleiben wird. Dies war auch so.

Erst 1982 musste Dr. Kordian, wegen eines beruflichen Wohnungswechsels, die Leitung der Fußballabteilung aufgeben. Fortan betreute Willi Hörr die Fußballer. Unter seiner Leitung hat sich der Fußball in Reichelsheim fortentwickelt. Mit einer Vielzahl von Helfern wurden Herren-, Damen- und Mädchenmannschaften, Jugend- und Schülermannschaften sowie eine “Alt-Herrenmannschaft” erfolgreich betreut. Nach zwanzig Jahren übergab Willi Hörr sein Amt in jüngere Hände. Norbert Leist, der schon einige Jahre als Hörr´s Stellvertreter tätig war, übernahm die Abteilungsleitung. Die 1. Mannschaft hatte sich zwischenzeitlich zu einer festen Größe in der Bezirksliga Darmstadt entwickelt.

Der bislang größte Erfolg stellte sich im Jahr 2004 ein. Mit Trainer Kurt Ziener gelang der Aufstieg in die Bezirksoberliga. Nach drei Jahren ging es für den KSV wieder eine Klasse nach unten. Am Ende der Saison 2013/2014 folgte dann ein weiterer Abstieg. Nach über 20 Jahren auf Bezirks- bzw. Regionsebene, musste der KSV den Gang in die Kreisliga A Odenwald antreten. Die 2. Mannschaft kämpft in der C-Liga um Punkte.

Neue Sportanlage -An der Ruh-

Ein lang gehegter Wunsch der Fußballer auf einem “maßgerechten” Platz spielen zu können, erfüllte sich 1988. Mit der Inbetriebnahme der neuen Sportanlage “An der Ruh” standen den Fußballern moderne Spiel- und Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung. Dieses Angebot und der derzeit sehr gute Leistungsstand müsste es ermöglichen, weitere Freunde für den Fußball zu gewinnen, um auch in Zukunft den Bestand der Sportart “Fußball” in Reichelsheim zu sichern.